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Fahrernoten Spanien: "Lewis Hamilton ist zurück!"

Experte Marc Surer kritisiert das Manöver von Romain Grosjean in Barcelona und hält Brendon Hartley für eine "Felbesetzung", lobt aber Sieger Lewis Hamilton

(Motorsport-Total.com) - "Lewis Hamilton ist zurück!" Unter diesem Motto steht für unseren Experten Marc Surer der Grand Prix von Spanien in Barcelona. Und mit dieser Meinung steht der ehemalige Formel-1-Pilot nicht alleine da: Sowohl für die Leser (durchschnittliche Note 1,6) als auch für die Redaktion (1) war Hamilton der beste Fahrer beim fünften Saisonrennen der Formel 1 2018.

"Bottas", analysiert Surer, "war oft schneller, was ein bisschen irritierend war. Irgendwie hat der Mercedes mit Lewis nicht harmoniert. Deswegen konnte er sein Talent nicht ausspielen. Das scheint jetzt wieder zu klappen. Irgendwie hat der Sieg in Baku vielleicht den Ausschlag gegeben, dass das alte Selbstvertrauen wieder da ist. Oder es waren die neuen Teile, die besser zu seinem Fahrstil passen."

Valtteri Bottas landete indes nur auf Platz zehn unseres Barcelona-Rankings. "Wenn Lewis in Form ist, sieht man den Unterschied", findet Surer. "Er macht einen guten Job, aber er wird nie ein Überflieger werden und immer die Nummer 2 bleiben." Dabei kam Bottas in der Gunst der Leser mit Note 2,4 relativ gut weg. Ohne Surer- und Redaktionsnote wäre der Finne Fünfter statt Zehnter geworden.

Wo sich Redaktion und Surer ständig uneins sind, ist die Benotung der Williams-Fahrer. Das ist auch gut so, schließlich lebt unser Drei-Säulen-Modell davon, dass unterschiedliche Betrachtungsweisen verschmolzen werden. Während die Redaktion zu einer negativen Benotung tendiert, weil die beiden Fahrer unserer Meinung nach mit am wenigsten Talent haben, benotet der Experte dann und wann etwas gnädiger.

"Wenn ich Lance Stroll eine 3 gebe, dann weil ich seine erste Runde super fand", argumentiert Surer. "Das sind Dinge, die kann er. Ich benote ihn auch nach seinen Fähigkeiten. Dass er nie Weltmeister wird, wissen wir alle. Und dass der Williams ein schwieriges Auto ist, ist offensichtlich. Wenn er gut durchkommt, bekommt er von mir eine 3. Eine 1 wird er nie bekommen."

"Außer", lacht Surer, "er gewinnt ein Rennen. Vielleicht hätte ich ihm letztes Jahr in Baku eine 1 gegeben, weil man das einfach nicht erwarten konnte. Aber grundsätzlich denke ich: Wenn er gut fährt, verdient er eine 3. Denn mehr kann er nicht. Bei einer 3 ist er mit seinem Talent am Ende."

Es sind andere "Low-Profile-Fahrer", die in unserem Barcelona-Ranking weit vorne stehen. Charles Leclerc zum Beispiel auf P2 (Surer: "Wieder ein gutes Rennen - ist der Knoten geplatzt?") oder Kevin Magnussen auf P3 ("Saubere Leistung!"). Und sogar Pierre Gasly schaffte trotz seines frühen Ausfalls den achten Platz. Weil unser System versucht, bei einem unverschuldeten Startcrash die Performance im Qualifying zu benoten.

Über "Titelverteidiger" Sebastian Vettel, bei den Lesern nur Zehnter des Barcelona-Rankings, in der Drei-Säulen-Wertung aber dank einer 2 von Experte und Redaktion Fünfter, sagt Surer: "Er war dieses Jahr erstmals in allen Trainings schneller als Kimi!" Tatsache: Sogar in Q1 und Q2 hatte der Deutsche die Nase vorne. Räikkönen sei hingegen in Barcelona "sehr passiv" gefahren, findet Surer.

Nico Hülkenberg ging diesmal leer aus und fällt damit im Gesamtstand aller fünf bisherigen Rankings auf den vierten Platz zurück. "Er stand das ganze Wochenende im Schatten von Sainz und hatte auch noch Pech", sagt Surer über den Renault-Piloten (13.). Aber: Auch Sainz (11.) ging leer aus. "War ein gutes Wochenende. Aber geht das auch außerhalb Spaniens?", moniert der ehemalige TV-Kommentator.

Und dann sind noch zwei Fahrer erwähnenswert, wenn es um unsere Barcelona-Noten geht. Zum einen Romain Grosjean. Sein Abräumen von Hülkenberg und Gasly in Kurve 3 sorgt für Diskussionsstoff. "In Baku", sagt Surer, "habe ich ihm noch eine 4 gegeben. Doch was er jetzt abgezogen hat, war völlig daneben. Unter Druck? Der Dreher ist verständlich. Aber dass er danach auf dem Gas bleibt nicht." Konsequenz: die schlechteste Gesamtnote, die je ein Fahrer bekommen hat.

Wenig geglänzt hat auch Brendon Hartley. Durch den Crash im Abschlusstraining musste er das Qualifing auslassen. Das gab eine 5 von Surer/Redaktion und Platz 19. Nur Grosjean wurde noch schlechter benotet. Surer würde ein Fahrertausch bei Toro Rosso, wie gemunkelt wird, nicht überraschen: "Für mich ist Hartley eine Fehlbesetzung", sagt er.

Die Idee hinter unserer Notenvergabe ist, die Leistungen an einem Wochenende und besonders im Rennen mit Noten zu bewerten (1 = Sehr gut, 6 = Ungenügend). Dabei sollen externe Einflüsse, die die Fahrer nicht selbst steuern können, möglichst ausgeblendet werden. Und damit nicht nur die Redaktion subjektiv bewertet, wie das bei Fußballmagazinen der Fall ist, haben wir mit den Lesern und dem Experten insgesamt drei gleichberechtigte Säulen geschaffen.

Das ultimative Fahrer-Ranking Spanien 2018:
01. Lewis Hamilton, Note 1,2 (Leser 1,6 - Surer 1 - Redaktion 1)
02. Charles Leclerc, Note 2,0 (Leser 2,1 - Surer 2 - Redaktion 2)
03. Kevin Magnussen, Note 2,1 (Leser 2,3 - Surer 2 - Redaktion 2)
04. Max Verstappen, Note 2,2 (Leser 2,5 - Surer 2 - Redaktion 2)
05. Sebastian Vettel, Note 2,3 (Leser 3,0 - Surer 2 - Redaktion 2)
06. Fernando Alonso, Note 2,4 (Leser 2,1 - Surer 2 - Redaktion 3)
07. Sergio Perez, Note 2,7 (Leser 3,1 - Surer 2 - Redaktion 3)
08. Pierre Gasly, Note 2,8 (Leser 3,3 - Surer 2 - Redaktion 3)
09. Esteban Ocon, Note 2,8 (Leser 3,4 - Surer 2 - Redaktion 3)
10. Valtteri Bottas, Note 2,8 (Leser 2,4 - Surer 3 - Redaktion 3)
11. Carlos Sainz, Note 2,8 (Leser 2,4 - Surer 3 - Redaktion 3)
12. Kimi Räikkönen, Note 3,0 (Leser 2,9 - Surer 3 - Redaktion 3)
13. Nico Hülkenberg, Note 3,1 (Leser 3,3 - Surer 3 - Redaktion 3)
14. Daniel Ricciardo, Note 3,3 (Leser 2,9 - Surer 3 - Redaktion 4)
15. Marcus Ericsson, Note 3,4 (Leser 3,3 - Surer 3 - Redaktion 4)
16. Stoffel Vandoorne, Note 3,9 (Leser 3,6 - Surer 4 - Redaktion 4)
17. Lance Stroll, Note 4,0 (Leser 4,0 - Surer 3 - Redaktion 5)
18. Sergei Sirotkin, Note 4,5 (Leser 4,5 - Surer 4 - Redaktion 5)
19. Brendon Hartley, Note 4,7 (Leser 4,0 - Surer 5 - Redaktion 5)
20. Romain Grosjean, Note 5,8 (Leser 5,5 - Surer 6 - Redaktion 6)

Und so berechnen wir:
Aus der durchschnittlichen Benotung der Motorsport-Total.com-User, der Benotung durch Experte Marc Surer und der Benotung durch unsere Redaktion ermitteln wir den Durchschnitt. Aus diesem Durchschnittswert ergibt sich unser Fahrer-Ranking. Wir bilden nur eine Kommastelle ab, für die Berechnung ziehen wir aber alle Kommastellen heran. Aus diesen teilweise nicht sichtbaren Kommastellen ergibt sich die Reihenfolge des Rankings zweier Fahrer bei vermeintlichem Benotungs-Gleichstand.

Der Fahrernoten-WM-Stand 2018:
01. Fernando Alonso (65)
02. Lewis Hamilton (53)
03. Sebastian Vettel (50)
04. Nico Hülkenberg (49)
05. Kevin Magnussen (46)
06. Charles Leclerc (43)
07. Daniel Ricciardo (40)
08. Pierre Gasly (31)
09. Valtteri Bottas (31)
10. Sergio Perez (27)
11. Kimi Räikkönen (16)
12. Marcus Ericsson (15)
13. Max Verstappen (12)
14. Carlos Sainz (8)
15. Esteban Ocon (8)
16. Lance Stroll (6)
17. Romain Grosjean (4)
18. Stoffel Vandoorne (1)
19. Brendon Hartley (0)
20. Sergei Sirotkin (0)

Dominik Sharaf und Sebastian Vettel

Fahrernoten-Gesamtsieger 2017: Sebastian Vettel bei der Übergabe Zoom

Der punktbeste Fahrer wird nach Saisonende mit einem Award für den Fahrer des Jahres 2018 ausgezeichnet.